Mary tritt in die Fußstapfen ihrer Großtante und teilt mit uns Bilder und Erinnerungen an das Inselleben.

Back to all stories | Posted on 08/07/19 in Blog

In meinem ersten Blog für Mary’s Meals erwähnte ich, dass ich die zweite Person aus meiner Familie bin, die Malawi ihre Heimat nennt, denn auf der Insel Likoma begann meine Großtante vor mehr als 90 Jahren ihre Karriere als Lehrerin. Sie beschrieb ihre Ankunft auf der Insel als „wahr gewordenen Traum”, und fast ein Jahrhundert später verstehe ich, was sie meinte.

Likoma ist der kleinste und abgelegenste Bezirk in Malawi. Die Gemeinschaft von nur 14.000 Menschen ist vom Rest des Landes durch fast 75 km Wasser getrennt und liegt an der anderen Seite des Malawisees.

Von meinem Wohnort Blantyre aus braucht man eineinhalb Tage, um den Haupthafen von Likoma Island zu erreichen. Zunächst mache ich mich auf eine zehnstündige Busreise nach Mzuzu – der Hauptstadt der nördlichen Region. Dann bringt mich ein kurzer Transfer zum Hafen in Nkhata Bay und zur legendären Ilala-Fähre, die seit fast 70 Jahren Woche für Woche den Malawisee entlangfährt und auf seiner Reise vom Norden in den Süden in Chizumulu und Likoma den Anker setzt.

Der See – der einem eher wie ein Meer vorkommt – beherrscht den Horizont, wohin man auch blickt. Eine riesige blaue Fläche, in deren Mitte ein Inselfleckchen liegt. Fischernetze hängen zum Trocknen von den Dächern. Der Fang der Nacht wird am Strand auf hohen Plattformen außerhalb der Reichweite von streunenden Hunden ausgebreitet, bevor er in riesige 50-Kilosäcke gefüllt und auf Boote geladen wird, damit er auf Märkten auf dem Festland verkauft werden kann.

Morgens füllt sich der Strand mit Frauen, die Wasser in Eimern holen, um ihre Wäsche zu machen, während Männer ihre Netze reparieren und Kinder durch die sanften Wellen toben, um ihr morgendliches Bad zu nehmen. Trotz dieses idyllischen Eindrucks ist das Leben hart. Der trockene, sandige Boden eignet sich nicht für den Anbau – nur die widerstandsfähigen Manioksträucher überleben – und Nahrung ist teuer, weil fast alles eingeschifft werden muss.

Deshalb ist es eine Erleichterung für die Eltern, dass Mary’s Meals an allen zehn Grundschulen im Bezirk Mahlzeiten ausgibt und damit mehr als 3.800 Schüler auf der Insel erreicht.

James ist in der dritten Klasse an der St. Peter-Grundschule, der ältesten und größten Schule auf der Insel – und die Schule, an der meine Tante Bertha unterrichtete. Er träumt davon, in die Fußstapfen seines Vorbilds, Doktor Luka, zu treten, der am Bezirkskrankenhaus hinter der Schule arbeitet.

„James geht häufig hungrig zur Schule”, erzählte mir seine Tante. „Es ist eine Erleichterung, zu wissen, dass er an der Schule [Porridge] isst und dadurch Kraft bekommt.”

Als ich nach dem Unterricht die Insel entlang zum Dorf, in dem ich wohnte, ging, traf ich auf eine kleine Gruppe von Erstklässlern, die auf dem Heimweg waren.

„Azungu” (Weiße), riefen sie und trippelten hinter mir her, während sie die wenigen englischen Ausdrücke, die sie kannten, einer nach dem anderen übten. Als wir dann zu einer Kurve kamen, winkten sie zum Abschied und verließen mich in Richtung eines dreckigen Pfads, der zu ihrem eigenen Dorf und ihrer Gemeinschaft führte.

Obwohl ich eine Fremde war, wurde ich von dieser Gemeinschaft akzeptiert, weil sie wissen, dass Mary’s Meals daran arbeitet, ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Das ist die Art von Geschichten, die meine Tante geliebt hätte.