Krise in Äthiopien: “3-mal schlimmer” als Hungersnot in den 80er-Jahren

Während wir eng mit den Partnern unseres Vertrauens vor Ort zusammenarbeiten, um die wachsende Zahl von Binnenflüchtlingen in Tigray zu unterstützen, hören wir erschütternde Berichte über deren Lebensbedingungen und Erfahrungen.

Back to all stories | Posted on 18/04/21 in News

Der Krieg in der Provinz Tigray im Norden Äthiopiens wütet weiter, doch die Welt erfährt kaum etwas davon. Die Geschichten, die uns unser Partner vor Ort übermittelt über das, was die Menschen seit Beginn des Konfliktes im vergangenen November durchmachen, sind schlichtweg schrecklich. Aber da die Kommunikationskanäle nur teilweise funktionieren und kaum etwas nach Außen dringt, schweigen die globalen Medien weitgehend.

Unsere Kollegen, die ihr Leben den Gemeinden in Tigray gewidmet haben, sind traumatisiert und überwältigt vom Leid, das sie jetzt mitansehen müssen. Sie sagen, dies passiere, weil der Informationsfluss aus Tigray absichtlich unterbrochen wurde: der Internetzugang ist in der gesamten Region größtenteils gesperrt.

Viele Tausend Menschen leben in engsten, erbärmlichen Verhältnissen, nachdem sie vor der extremen Gewalt in ihrer Heimat geflohen sind.

Unser Partner bestätigt: „Nahezu jedes Haus in Tigray wurde angegriffen. Menschen werden getötet. Aus verschiedenen Gegenden Tigrays fliehen Menschen... in relativ sichere Orte. Mehr als eine Million Binnenflüchtlinge befinden sich in der Region, 152.000 allein in der Stadt Mekelle. Über 60.000 haben die Grenze zum Sudan überquert.“

Gemeinsam mit unserer Partnerorganistation versorgen wir derzeit rund 19.000 Vertriebene mit dringenden Lebensmittelpaketen und anderen wichtigen Dingen an Schulen, die zu Notunterkünften umfunktioniert werden mussten, in Tigrays Hauptstadt Mekelle und in der südlichen Gemeinde Maychew.

Unser Partner berichtet: „Die aufnehmenden Gemeinden in Mekelle – obwohl sie selbst Opfer des Krieges sind und nicht genug für sich haben – teilen großzügig das Wenige, das sie haben. Aber ihr Beitrag ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Menschen sind also auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Jene, die in den Schulen sind, haben nicht genug Platz. In einer dieser Schulen befinden sich beispielsweise rund 6.000 Vertriebene. In einem einzelnen kleinen Klassenzimmer schlafen mehr als achzig Personen.“

Solche Bedingungen, gepaart mit unzureichenden sanitären Einrichtungen, sind eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit und – da das Gesundheitssystem kaum funktioniert – für das Leben. Und das alles müssen Menschen ertragen, die bereits unvorstellbares Leid durchstehen mussten.

Diese traurigen Nachrichten könnten durch den vermittelten Horror überfordern und zur Resignation führen. Aber Ihre Unterstützung hilft. Selbst im Angesicht solcher Gewalt und Not sagen uns unsere Partner, dass die kleinen Taten unserer Unterstützer – wie das Bewusstsein für diese Situation zu schärfen, für die Menschen in Tigray zu beten und Geld zu spenden – einen großen Unterschied machen:

„Mit der Unterstützung, die wir bisher von Mary’s Meals erhalten haben, konnten wir Lebensmittel an mehr als 8.000 Vertriebene in Mekelle und Maychew verteilen. In Mekelle sind wir in der Lage, in sieben Schulen täglich eine Mahlzeit an mehr als 11.000 Vertriebene zu verteilen. Und das ist lebensrettend, dank der Großzügigkeit von Mary’s Meals und allen Unterstützern.“

Intern vertriebene Kinder stehen Schlange für die Mahlzeiten von Mary’s Meals

„In dieser schwierigen Zeit und Zerrissenheit spüren wir stark die Nähe, das Mitgefühl und die Fürsorge von Mary’s Meals, was uns tröstet. Sie tun das Allermöglichste, um das Leid zu lindern das in den letzten fünf Monaten Teil unseres täglichen Lebens geworden ist. Es stärkt uns, dass wir mit unserem Schmerz und unserem Leiden nicht allein sind. Egal wie schwierig die Situation ist, die umfassende Unterstützung, die wir von Mary’s Meals und anderen Partnern und Einzelpersonen erhalten, hilft uns, unsere Hoffnung, unseren Mut und unser Durchhaltevermögen wiederzufinden.“

Es scheint, dass der Krieg noch lange nicht vorbei ist und dass die Menschen in Tigray tragischerweise wohl noch mehr Gewalt, Trauma und Schmerz durchstehen werden müssen. Sie können jedoch dazu beitragen, den Leidenden Erleichterung zu verschaffen und helfen, etwas Licht in das Dunkel dieser Situation reinzubringen.

In den wertvollen Telefongesprächen mit unseren Partnern in Tigray fordern diese uns immer wieder auf, der Welt mitzuteilen, was passiert; wir sollen immer wieder auf das Leid in ihrer Region hinweisen, bis die internationale Gemeinschaft handeln muss. Deshalb bitten wir Sie, sich uns anzuschließen. Teilen Sie bitte unsere Beiträge; erzählen Sie Ihren Freunden davon; und wenn Sie Spenden für unsere Kampagne sammeln, informieren Sie Ihre Lokalzeitung über den Zweck und die Gründe. Gemeinsam können wir das Leid in Tigray in den Vordergrund rücken, wo es richtigerweise hingehört.

Um mit den Worten eines Betroffenen zu schließen: „Ich möchte der Welt bezüglich dieser Situation mitteilen: Menschen hungern, Menschen verhungern; 1,4 Millionen Kinder können nicht zur Schule; lebenswichtige soziale Dienstleistungen sind zusammengebrochen; das Leben von Menschen ist bedroht, viele mit chronischen Gesundheitsproblemen sterben, weil die Gesundheitseinrichtungen praktisch nicht funktionieren.

Deshalb möchte ich der Welt sagen: Bitte hören Sie auf die Schreie der leidenden Menschen in Tigray. Tun Sie alles, was Sie können, um den Krieg und das Töten von Zivilisten zu stoppen, damit die Menschen nicht ihr Zuhause oder gar das Land verlassen müssen. Ich möchte der Welt sagen: Verstärken Sie die humanitäre Hilfe und helfen Sie den Menschen, wieder die Luft des Friedens einatmen zu können.“

In unsicheren Zeiten ist Ihre Großzügigkeit mehr denn je gefragt.

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