Eine Nachricht von Magnus, unserem Gründer und Vorsitzenden
Das durch Covid verursachte Leid kann sich allgegenwärtig und unerbittlich anfühlen. Es ist manchmal schwierig zu wissen, wie man auf ungewohnte, unerfreuliche Erfahrungen wie die Trennung von geliebten Menschen, finanzielle Not, Kinder, die nicht zur Schule gehen können, und Pläne, die immer wieder zerschlagen werden, reagieren soll. Gestern lernte ich viel bei einem Telefonat mit jemandem, der all dies viel intensiver erleidet, als ich es mir je vorstellen könnte. Dieses Gespräch hat mich demütig gemacht und mir auf neue Weise die Schönheit und Bedeutung von Mary’s Meals gezeigt.
Dieses Telefonat führte ich mit einer Freundin – von einer verlässlichen Partnerorganisation in Äthiopien, die zu ihrer eigenen Sicherheit namenlos bleiben soll. Es gelang mir, mit ihr zu sprechen, trotz des Kommunikationsausfalls, der ihre Region Tigray weitgehend abgeschnitten hat, seit der Konflikt im November dort ausgebrochen ist. Sie ist eine gute Freundin, die sich seit einigen Jahren dafür engagiert, dass Mary’s Meals an verarmte Kinder in Tigray ausgeteilt werden. Unser Gespräch wurde häufig durch das Geräusch von Schüssen unterbrochen.
Sie schilderte zunächst den unvorstellbaren Horror, den sie um sich herum erlebt. Die Menschen in Tigray leben in Angst vor einer drohenden Hungersnot. Die brutalen Kämpfe, die fernab der Augen der Welt stattfinden, haben viele gezwungen, aus ihren Häusern zu fliehen.
Die Stadt Mekelle wird von Vertriebenen überrollt, die mit nichts ankommen. Viele von ihnen sind unbegleitete Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Wahrscheinlich sind unter diesen Kindern einige, die früher in der Schule Mary’s Meals gegessen haben, denn vor diesem Konflikt haben wir täglich 24.230 Kinder in der Region versorgt.
Das Leben dieser Kinder hat sich nun bis zur Unkenntlichkeit verändert. Deshalb haben sich auch unsere Pläne geändert. Im Moment geht es nur darum, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um diese Kinder zu retten, in einer Stadt, in der jeder ums Überleben kämpft.
„Die Grundbedürfnisse dieser Menschen zu stillen, hat oberste Priorität“, riet sie, als wir unsere Nothilfe besprachen. „Weil wir Menschen ohne Nahrung, ohne Unterkunft, ohne medizinische Versorgung sehen, und wenn sie nicht mit diesen grundlegenden Dingen versorgt werden, dann ist ihr Schicksal offensichtlich der Tod. Ich will damit sagen, dass diese Menschen praktisch keine Chance haben, zu überleben, falls keine weitere Hilfe von außen kommt. Es ist eine Frage von Leben und Tod.”
Sie erzählte von den vielen mittellosen Menschen, die ihre Hilfe suchen, davon, dass sie ihren Besitz verschenkt haben, und davon, dass es in Mekelle keine Armen und Reichen mehr gibt, da es sehr schwierig ist, Geld von der Bank abzuheben und es in der Stadt kaum noch Lebensmittel gibt: „Wir sitzen alle im selben Boot“. Sie berichtete von ihren Freunden, die als Ärzte ihr Bestes geben, um jeden Tag die unzähligen Patienten zu behandeln, ohne selbst genug zu essen zu haben. Sie erklärte, dass sie, trotz des Ausbleibens von Hilfslieferungen nach Mekelles, mit einem Komitee aus Hilfsorganisationen in der Stadt zusammengearbeitet haben, um Kleider- und Deckenspenden zu sammeln, und sie denjenigen zu geben, die ohne irgendetwas ankommen.
Die Menschen in Tigray brauchen sehr dringend unsere Hilfe – aber sie warten nicht untätig ab oder verfallen in Selbstmitleid, trotz des Grauens ihrer Situation. Diejenigen, denen es möglich ist, handeln heldenhaft, um andere um sie herum zu unterstützen. Rund 4,5 Millionen Menschen sind dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Ein kürzlich veröffentlichter UN-Bericht drückte auch die Befürchtung aus, dass Covid unter den Vertriebenen grassiert, die keine angemessene Unterkunft oder Gesundheitsversorgung haben.
Diese Pandemie beraubt uns vieler Dinge, aber sie wird uns niemals unsere Nächstenliebe rauben. Und obwohl wir hier vor Ort unseren eigenen gnadenlosen Kampf gegen Covid führen, dürfen wir unsere ärmsten Brüder und Schwestern und deren verzweifelten Kampf ums Überleben nicht vergessen. Dies ist nicht die Zeit, um den Blick nach innen zu wenden. "Wir sitzen alle im selben Boot", sagte unsere Freundin über die Menschen in Mekelle, aber sie hätte es auch über die ganze Welt sagen können.
„Du kennst bestimmt das Sprichwort“, fuhr sie fort, „ein Freund in der Not ist ein wahrer Freund.“ Mary's Meals war immer unser Freund. In allen Lebenslagen fühlen wir wirklich, dass Mary’s Meals ein Mitglied unserer Familie ist ... das versucht, uns mit seiner Liebe und Fürsorge abzusichern, und das ist sehr, sehr wichtig.
„Deshalb möchte ich dich fragen, ob du die Leute bitten kannst, für uns zu beten. Oh mein Gott! Entschuldigung, es wird gerade viel geschossen, ich weiß nicht, warum. Ich fühle mich wirklich so berührt, so sehr geliebt und so sehr umsorgt. Ich bin allen bei Mary's Meals wirklich dankbar – eure Unterstützung und eure Liebe bedeutet uns gerade in diesem Moment sehr viel.“
Die Treue von Mary’s Meals, die unsere geschätzte Freundin zu Tränen rührte, ist eigentlich Ihre Treue. Ich habe sie auch in diesem letzten Jahr auf erstaunliche Weise gesehen. Selbst inmitten all Ihrer neuen Herausforderungen haben Sie weiterhin gespendet und geteilt, was Ihnen möglich war, damit Kinder essen können. Durch Sie konnten wir unser Versprechen an mehr als 1,6 Millionen Kinder halten, auch wenn viele wegen Covid nicht zur Schule gehen konnten. Und dank Ihnen konnten wir im Jahr 2020 viele Tausend weitere Kinder in unser Projekt aufnehmen.
Ich vertraue darauf, dass Sie auch in dieser Zeit, in der die Nöte der ärmsten Menschen der Welt akuter denn je werden, diese nicht vergessen werden. Dass wir gemeinsam unsere Liebe für die Kinder zeigen, und für unsere Freunde in Not in Äthiopien, wo gerade jetzt unser verlässlicher Partner unsere Gaben einsetzen kann, um denen zu helfen, die vom Hungertod bedroht sind. Gemeinsam mit ihr danke ich Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Unterstützung, Ihre Freundschaft und Ihre Liebe.
Gottes Segen,
Magnus MacFarlane-Barrow